Randnotizen
Ganz wichtige Erfahrungen als Autorin durfte ich während meiner journalistischen Arbeit als freie Mitarbeiterin in der Kulturredaktion der Braunschweiger Zeitung sammeln.
Das hat mir solchen Spaß gemacht, dass es mich immer noch in den Fingern juckt, wenn ich Dinge beobachte, die mich bewegen.
Darüber möchte ich schreiben, meinen Senf dazu geben, mich lustig machen, mich schreibend freuen, ärgern oder darüber philosophieren.
Inhaltlich bewusst getrennt von meinen fachwissenschaftlich fundierten Beiträgen, habe ich mir daher mit meinen „Randnotizen“ einen Raum für all diese persönlichen Gedanken geschaffen.
Authentizität versus Kuscheln um jeden Preis
Manchmal habe ich den Eindruck, dass gerade bei pädagogisch engagierten Menschen Begriffe wie „Achtsamkeit“ und „Respekt“ zu einem Schmusekurs in der Kommunikation verführen, der letztlich nicht mehr authentisch ist.
Das, zu Ende gedacht, verhindert authentische Beziehungen zu unseren Kindern, ja authentische Beziehungen überhaupt.
Ich bin überzeugt davon, dass die wahre Herausforderung in Krisen darin besteht, sowohl authentisch als auch kindgerecht zu kommunizieren.
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Authentizität bedeutet, sich seiner Selbst bewusst zu sein und - gerade in Krisen – einen Moment innezuhalten, um die eigenen Motive und Gefühle zu reflektieren, bevor ich mich dem Kind zuwende. Gleichzeitig muss ich das Verhalten des Kindes, seine aktuellen, entwicklungsbedingten Bedürfnisse und Konflikte grob einordnen können.
Nur so kann ich in Krisen die Beziehung, die Bindung zu meinem Kind stärken, indem ich einerseits aufrichtig, anderseits verantwortungsvoll und aus der Elternrolle, kindgerecht kommuniziere.
Doch Achtung: “Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht” - oft ist Handeln, sich verhalten, bedeutsamer als jede verbale Erklärung.
Wir können uns vor unseren Kindern nicht verstecken. Das gilt vor allem für Krisen. Dabei ist es gleichgültig, ob sich Eltern trennen, ob ein Familienmitglied lebensbedrohlich erkrankt oder gar stirbt, ob ein Elternteil süchtig ist oder psychisch krank oder ob von außen Katastrophen hereinbrechen, die unsere Existenz verändern oder sogar massiv bedrohen.
Eltern sind die wichtigsten Bindungspersonen, die wichtigsten Menschen, die wichtigsten Modelle im Leben unserer Kinder. Es ist für Kinder existenziell wichtig, uns ganz genau zu beobachten, deshalb haben sie von Geburt an ganz feine Antennen.
Wenn Eltern dann in Zeiten existenzieller Veränderungen ausweichen, lavieren oder ihre Kinder überfordern, weil sie bei ihnen Halt suchen, dann behindern sie die gesunde kindliche Entwicklung. Sie begünstigen die Gefahr eines Entwicklungstraumas.
Und das ist schlimm – auch, wenn dies achtsam, leise, liebevoll und mit den besten Absichten geschieht.
Natürlich können wir nur achtsam und respektvoll mit unseren Kindern umgehen, wenn wir (uns unserer) selbstbewusst sind. Aus diesem Grunde ist meine pädagogische Arbeit immer auch Arbeit an der Selbstzufriedenheit, der persönlichen Entwicklung und am Selbstvertrauen von Eltern und Pädagog:innen.
Aus der Welt einer Autorin
Wer gern und schon seit einigen Jahren Buchmessen besucht, wird es bemerkt haben: Die Auftritte selbstständiger Verlage mit beeindruckend repräsentablen Messeständen und einer großen Auswahl von noch unbekannten Autor:innen sind im Laufe der Jahre auf – bestenfalls - Tapeziertischgröße zusammengeschrumpft oder präsentiert sich als eine kleine Abteilung eines großen Zusammenschlusses wie Randomehouse u.a. .
Die dargebotenen, beworbenen Bücher beschränken sich oft auf Bestseller aus dem Ausland, bewährt, erprobt, rasch übersetzt und mit begründeter Gewinnerwartung. Dagegen allein ist nichts zu sagen, schließlich ist auch das Verlagswesen ein Geschäft. Und zwar eines, das anscheinend um´s Überleben kämpft.
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Schade nur, dass die Bereitschaft, sich innovativer Konzepte anzunehmen, so gesunken ist. Wie sollen neue Gedanken in die Welt kommen, wenn das einst so wichtige “Alleinstellungsmerkmal” inzwischen zum Geschäftsrisiko geraten ist?
Da, wo früher Qualität gefragt war (und ja, die lässt sich auch ohne QM beschreiben, musste in düstren Zeiten gar verbrennen) , soll es heute die Reichweite sein. Reichweite bedeutet nämlich Risikominimierung, bedeutet, potenzieller Käufer:innen auszumachen, Trends zu erfassen, den Mainstream zu orten - und last but not least: die Marketingabteilungen der Verlage zu entlasten. Manche Verlage belasten sich erst gar nicht mehr mit Werbung und Vertrieb. Sie setzen gleich auf uns Autor:innen und unsere Eigenwerbung. “Kundenarbeit” nennt man das an “Selbstzahlerkassen”.
Dessen nicht genug, sprießen freie Lektorate wie Pilze aus dem Boden, derweil in den Verlagen die Schreibtische unter der Last der massenhaften Manuskripte unter den Schreibtischen der dort fest angestellten zusammenzubrechen drohen. Ich hab einen Computer. So wie die, das kann ich auch! Zur Not hilft mir die KI. Stimmt wahrscheinlich sogar. Massenware produziert von Massen.
Doch nein, früher war auch nicht alles besser!
Da waren Lesen, Schreiben und die Themen nämlich einer privilegierten Minderheit vorbehalten - sooo lange ist das noch gar nicht her.
Also doch lieber das Buch als Massenware?
Da muss ich noch mal weiter denken.
À propos Reichweite 😊… es ist eine Riesenunterstützung, wenn Ihr mir auf Instagram und Facebook folgt!