Tod und Trauer
Der Tod von Familienangehörigen stellt eine existenzielle Krise im Leben von Kindern dar. Je bedeutsamer die Menschen für das Kind waren, um so wichtiger ist es, es zu begleiten und aufzufangen, damit sich diese überfordernde Erfahrung nicht zu einem einem Entwicklungstrauma auswächst.
Auch hier helfen den begleitenden Erwachsenen Informationen über entwicklungsbedingte Glaubenssätze und Bedürfnisse trauernder Kinder. Spannend ist in diesem Zusammenhang, wie sehr kleine Kinder, Kinder im Krippenalter, unterschätzt werden. Und spannend ist auch die Ereknntnis, dass wir alle ein intuitives Todeverständnis mit auf die Welt bringen, die wir je nachdem, wie gut und zuverlässig wir psychisch und körperlich versorgt werden, überwinden - aber als Körpererinnerung Zeit unseres Lebens in uns tragen.
Rezensionen zum Buch
Die erste Anfrage für eine Fortbildung zur Begleitung kindlicher Trauer erhielt ich, da war mein Buch „Kinder bei Trauer begleiten“ noch gar nicht erschienen.
Eine Erzieherin war Opfer eines Gewaltverbrechens geworden – und zu allem Überfluss war sie selbst auch noch Mutter eines Kindes in der Kita, in der sie gearbeitet hatte.
Da ich mit der Einrichtung schon zusammengearbeitet hatte und die Leiterin von meinem neuesten Buchprojekt wusste, bat sie mich einen Nachmittag lang über das Thema zu informieren und die drängendsten Fragen der pädagogischen Fachkräfte zu beantworten.
Über allem standen die Fragen: „Wie können wir nach diesem tragischen Verlust weitermachen? Was müssen die Kinder wissen und thematisieren wir das Geschehen gegenüber dem verwaisten Kind aktiv?
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Vieles von, dem, das ich auch in meinem Buch beschreibe, war in der Einrichtung bereits geschehen. Alle Eltern waren informiert und hatten mit ihren Kindern gesprochen. Im Foyer stand ein Bild der Ermordeten mit einem schönen Tuch, einem Kondolenzbuch und einer Kerze.
Der Vater des verwaisten Mädchens hatte sich Urlaub genommen. Das Kind sollte bis auf weiteres zuhause bleiben, um in der Familie aufgefangen zu werden.
Die Kolleginnen und Kollegen waren überrascht, als sie sich bewusst machten, dass sie den Kindern allein durch die Struktur und die Rituale des Alltags eine unersetzliche Sicherheit bieten.
Sie verstanden, dass es nicht darauf ankommt, möglichst viele Informationen zu liefern, sondern darauf, ihren Gefühlen möglichst authentisch Ausdruck zu verleihen.
Sätze wie :“Wir Erwachsenen können auch immer nicht begreifen, was da geschehen ist.“ Oder „Ja. Alle Lebewesen müssen einmal sterben, besonders schrecklich ist das jedoch, wenn es durch Gewalt, eine schlimme Krankheit oder einen Unfall passiert.“
Als ganz wichtig haben wir die Notwendigkeit herausgearbeitet, die Kinder mit ihren Fragen auf uns zukommen zu lassen, anstatt ihnen in bester Absicht ein Gespräch über die Geschehnisse überzustülpen.
Für die eingangs genannten Fragen bedeutete dies, ja, sie können nicht nur, sie wollen ganz bewusst den Alltag mit all seinen Routinen aufrecht erhalten, weil es genau das ist, was trauernde Kinder brauchen, um sich sicher zu fühlen. Und nein, für die Rückkehr des verwaisten Kindes bedeutet das, der Freude darüber Ausdruck zu geben, dass das Kind zurück ist, darauf hinzuweisen, wie traurig alle waren und wie sehr es vermisst wurde. Die pädagogische Fachkraft, die die Kind am nächsten steht, kann das Kind besonders im Blick haben und Gesprächsangebote des Kindes aufnehmen und behutsam beantworten.
Dieser Nachmittag endete mit einem Gefühl von Selbstbewusstsein für das, was die Einzelnen und die Einrichtung ohnehin leisten, wie viel Sicherheit die pädagogischen Fachkräfte Kindern vermitteln. Und sie endete großer Erleichterung darüber, dass die pädagogischen Fachkräfte weder aktiv Angebote zum Thema Tod und Trauer gestalten, noch auf einzelne Kinder zugehen müssen, um ihnen ein Gespräch anzubieten.
Ja, es ist unendlich traurig, wenn jemand stirbt, und es erinnert uns daran, dass wir alle einmal sterben müssen, dass der Tod zum Leben dazu gehört.
Mit dieser Einstellung können wir trauernden Kindern empathisch, offen und authentisch begegnen. Weder müssen wir alle Antworten kennen, noch müssen wir den Knopf finden, mit dem sich die Trauer abstellen lässt.
Mein Buch zum Thema