Kinder brauchen realistische Elternbilder

"Es tut so weh, wenn das Kind leidet!"

Jonas` (5 J.) Vater arbeitet bei der Feuerwehr – im Schichtdienst. Regelmäßige Treffen an einem festen Tag in der Woche sind also nicht möglich. Schwierig genug, könnte man meinen. Doch sein Vater ist außerdem sehr unzuverlässig, im Grunde selbst noch ein großer Junge. Er liebt seinen Beruf, seinen Sport, geht feiern mit seinen Kumpels – macht alles, was Singles eben so tun. Er ist spontan, begeisterungsfähig und charmant. Deshalb habe ich mich in ihn verliebt – und deshalb habe ich mich von ihm getrennt.

Jonas liebt seinen Vater, und er bewundert ihn. Es brach mir jedes Mal das Herz, wenn er mal wieder vergeblich auf ihn wartete. Wenn er zwischen dem Fenster in seinem Kinderzimmer und der Haustür hin und her wanderte, horchte und sich reckte, weil er hoffte, die Ankunft seines Vater frühzeitig mitzubekommen.

Wir haben so ein großes Bilderbuch. Das schauten wir uns dann an. Ich erzählte ihm, dass sein Papa bestimmt einen wichtigen Einsatz hätte, so wie die Feuerwehrleute auf den Bildern. Ich erzählte ihm, dass sein Papa vielleicht gerade eine Katze aus dem Baum retten oder einen Brand löschen musste. Doch irgendwie hatte ich dabei mit der Zeit kein gutes Gefühl mehr.

Schließlich suchte ich Rat bei einer Erziehungsberatungsstelle. Dort wurde mir klar, dass ich die Unzuverlässigkeit meines Ex-Partners permanent entschuldigte, um meinem Kind Schmerzen zu ersparen. Damit verhinderte ich, dass sich zwischen den beiden eine eigenständige Beziehung entwickeln konnte, die auf einem realistischen Bild von seinem Vater beruht.

Ich begriff, dass Jonas auch ein Recht auf negative Gefühle wie Traurigkeit und sogar Wut hat. Dass das seine Gefühle sind und überdies eine angemessene, folgerichtige Reaktion auf seine große Enttäuschung.

Ja, begriffen habe ich das, aber es ist einfach unfassbar schwer, das dann auch auszuhalten, mitanzusehen, nicht einzugreifen. Es tut so weh, diese Machtlosigkeit erleben zu müssen.

 
Immer wieder erreichen mich verzweifelte Anfragen, die ich auch in meinenGesprächen mit Trennungseltern oft gehört habe. Anfragen von Eltern, die es nicht mit ansehen können, wenn der andere Elternteil das Kind enttäuscht.
Kinder brauchen realistische Bilder von ihren Eltern. Eltern haben Stärken und Schwächen. Genauso wie alle anderen Menschen auch.
Deshalb habe ich heute eine Mutter vorgestellt, die ihren Schmerz, ihre Enttäuschung über die Unzuverlässigkeit in Worte fasst. Schreibt mir gerne, wenn dieser Beitrag Euch berührt, wenn Ihr Fragen oder Anmerkungen habt!

Kommentare sind öffentlich. Die e-mails behandle ich nach wie vor vertraulich.
— Ute Steffens
 
Zurück
Zurück

Kinder sind keine Boten!

Weiter
Weiter

Was tust du dem Kind an?