Kinder sicher durch Krisen begleiten
Hier finden Eltern, pädagogische Fachkräfte und Interessierte fachwissenschaftlich fundierte Impulse dafür, wie sie Kinder sicher durch Krisen begleiten können. Anhand von konkreten Beispielen erhalten sie entwicklungspsychologische Informationen über die besonderen Bedürfnisse von Kindern in Krisen sowie einen Maßstab, an dem sie ihr eigenes Verhalten reflektieren können und damit eine sichere Orientierung für die Begleitung ihrer Kinder in Zeiten existenzieller Veränderungen.

Mein Kind – dein Kind?
Was mir einfiele, blaffte er mich vor dem Kind an. Ich wisse doch genau, dass sein Schichtplan ihm heute einen freien Nachmittag beschere. Woher soll ich bitte schön seinen Dienstplan kennen?! Wenn ich mitdenken würde und nicht immer nur seine Beziehung zu seinem Kind sabotieren wollte, dann wüsste ich das und würde nicht ausgerechnet an diesem Tag mit Lasse unterwegs sein.

Kinder sind keine Boten!
Die schwierigste Phase einer Elterntrennung ist die dritte, die Phase der aufbrechenden Gefühle. Manchmal ist es Eltern dann unmöglich, miteinander zu sprechen – und sich zuzuhören.
Hier kann ist ein Elternheft hilfreich sein, das in der Übernachtungstasche des Kindes zwischen den Eltern hin und her wandert. Manchmal müssen sich Eltern selbst dazu noch überwinden.

Kinder brauchen realistische Elternbilder
Jonas liebt seinen Vater, und er bewundert ihn. Es brach mir jedes Mal das Herz, wenn er mal wieder vergeblich auf ihn wartete. Wenn er zwischen dem Fenster in seinem Kinderzimmer und der Haustür hin und her wanderte, horchte und sich reckte, weil er hoffte, die Ankunft seines Vater frühzeitig mitzubekommen.

Was tust du dem Kind an?
Mein Ex-Mann gilt als besonnen und reflektiert. Das braucht er auch in seinem Beruf, wo er sehr erfolgreich ist. Doch, nachdem ich ihn verlassen habe, benimmt er sich so unfassbar unfair unseren Kindern gegenüber, dass mir oft die Worte fehlen. Der ältere ist 12, die Kleine 9. Er heult sich bei ihnen aus, lässt sich trösten. Ich bin mit den Kindern in eine neue Wohnung gezogen, er ist in unserem Haus geblieben. Nun erzählten die Kinder, er habe geweint und sie gebeten, doch zu ihm zurückzukommen, damit er nicht so allein in dem großen Haus sei. Die Kleine ist richtig sauer auf mich. Sie sagt, ich habe alles kaputt gemacht.

Scheiden tut weh
„Es ist furchtbar: Als meine Kleine, sie ist gerade 2,5 Jahre alt, das letzte Mal von ihrem Papa zurückkam, da wollte sie sich gar nicht von ihm trennen. Ich hab sie dann auf den Arm genommen und bin mit ihr in die Wohnung. Sie hat ununterbrochen jämmerlich „Papa, Papa…“ geweint. Ich habe selbst so mit den Tränen kämpfen müssen, und schließlich haben wir beide geweint.
Zuerst habe ich mich richtig abgelehnt gefühlt. Das hat unglaublich weh getan. Doch als sie sich so an mich geklammert hat und wir zusammen geweint haben, da habe ich gemerkt, dass wir einfach beide traurig darüber sind, wie es gekommen ist.“

Reden ist Silber, Schweigen ist Schrott!
Bis heute weiß ich nicht, was eigentlich der Grund für ihre Trennung gewesen ist. Damit geht es mir immer weniger gut.
Manchmal habe ich so ein Gefühl, als sei ich es nicht wert, dass sie mit mir darüber sprechen, und manchmal kommen mir so Panik-Gedanken, ob mein Vater vielleicht etwas richtig Schlimmes gemacht haben könnte. Ich hab sogar schon geträumt, dass er für einige Zeit im Gefängnis war.

Was geht nur in dem Kind vor?
„Es beunruhigt mich! Wir haben uns unendlich viele Gedanken gemacht, wie wir es unserem 8jährigen Sohn sagen wollen. Schließlich haben wir uns darauf verständigt, dieses Gespräch am Sonntagnachmittag zuhause zu führen. Ich habe mit Tränen, mit Wut, mit allem gerechnet, aber nicht mit dieser unbeteiligten Ruhe. Jasper saß ruhig auf dem Sofa, an die Rückenlehne gestützt, die Schultern hochgezogen, die Füße von sich gestreckt. Er sah uns beinahe genervt an und sagte: „War´s das? Kann ich jetzt Fußballspielen gehen?“
